3.D ERFAHRUNGSWERTE EINER GRÖSSEREN SPONSORENGRUPPE
Ort: Ottawa, Ontario
Name der Sponsoring-Gruppe: Outaouais Refugee Sponsorship Group
Art der Sponsoring-Gruppe: Constituent Group eines Sponsorship Agreement Holders
Anzahl der Sponsoren in der Gruppe: 62
Sponsoring seit: Mai 2015
Beschreibung der Sponsoring-Gruppe: Rechtsanwälte, Ärzte, Lehrer, Krankenschwestern, Sozialarbeiter, ein Zahnarzt, ein Immobilienmakler, ein Tischler, Finanzberater, IT-Techniker Regierungsangestellte. Etwa 1/3 sind im Ruhestand.
Anzahl der gesponserten Flüchtlinge: 4 Familien, die nach dem Programm Blended Visa Office-Referred (BVOR) gesponsert werden.
Interviewpartner: Peter Showler

Sponsor-Interview
Haben Sie jemanden gesponsert, den Sie kennen (z. B. Freund, Familie) oder jemanden, den Sie vorher noch nicht kannten?
Wir wählten alle vier Familien aus der Flüchtlingsliste des Programms Blended Visa Office-Referred der kanadischen Regierung aus. Wir haben folgende Auswahlkriterien verwendet: Familien, mindestens drei Kinder, maximal fünf. Nicht alles Syrer.
Wie war es, jemanden zu sponsern, den Sie nicht kannten?
Es war kein Problem, Unbekannte zu sponsern. Die meisten in unserer Gruppe hatten keinerlei Erfahrungen mit Flüchtlingen, einige hatten jedoch zuvor interkulturelle Erfahrungen gesammelt. Wir bauten sehr schnell enge gefühlsmäßige Verbindungen auf.
Wie kam es dazu, dass Ihre Sponsorengruppe so stark gewachsen ist? Was bewog Sie, eine Sponsorengruppe so groß werden zu lassen?
Die Gruppe ist organisch gewachsen. Wir hatten ursprünglich die Idee, eine Sponsorengruppe aus 12 bis 15 Leuten zu gründen, um eine Familie zu sponsern. Wir erwarteten eine Aufnahmegebühr von $ 2.500. Innerhalb von zwei Wochen baten mehr als 25 Leute um Aufnahme. Wir überlegten erst, verschiedene Gruppen zu bilden; stattdessen entschieden wir uns dafür, mehrere Sponsoring-Projekte innerhalb der gleichen Gruppe anzunehmen. Innerhalb eines Monats bestanden wir aus 54 Mitgliedern. Der Rest kam nach und nach hinzu, obwohl wir viele an andere Gruppen weiterempfahlen. Meiner Meinung nach, ist eine Gruppe mit 15 Mitgliedern das Maximum für eine Familie, wenn es darum geht, die Arbeit aufzuteilen, aber auch, um eine persönliche Beziehung mit der Familie pflegen zu können. Unser Modell funktionierte sehr gut bei mehreren Familien.
Welche Vorteile haben größere Sponsorengruppen?
Wir konnten eine größere Auswahl an beruflichen Fähigkeiten einbringen, um den außergewöhnlich vielfältigen Anforderungen für die Eingliederung einer neuen Familie gerecht zu werden. Die Leute konnten sich die Aufgaben und Transporte teilen. Kleine Gruppen sind oft nach ein paar Monaten von ihrer Aufgabe erschöpft; Wir hatten viel Verstärkung. Es gibt uns auch die Möglichkeit, Sprachunterricht in Einzelform für ausgewählte Familienmitglieder anzubieten und mehr Leute für gemeinschaftliche Events aufzubringen.
Welche Nachteile/Herausforderungen gibt es unter anderem?
Zu viele Gruppenmitglieder können auf eine Familie erdrückend wirken; es könnten zu viele Unbekannte auf einmal sein. Auch die Kommunikation unter den Gruppen kann zum Problem werden.
Wie koordinieren Sie eine große Sponsorengruppe?
Wir hatten einen starken Ausschuss als Gruppenleitung (drei Mitglieder) und gliederten die Gruppe nach Funktionen in weitere Ausschüsse auf (Arbeit, Gesundheit, Unterkunft, Übersetzer, Bildung, Dokumente, IT, soziale Aktivitäten). Dann formten wir eine Kerngruppe aus 10 Mitgliedern, die sich während der ersten zwei Monate um die grundlegenden Aktivitäten der Integration einer Familie kümmerten. Nach zwei Monaten wurden andere Gruppenmitglieder, die die Familie bei geselligen Treffen bereits kennengelernt hatten, bei speziellen Aktivitäten mit einbezogen (Besuche, Sprachübungen, etc. ). Die Gruppenleiter und die Ausschussvorsitzenden pflegten gleich zu Beginn des Sponsoring-Projektes den Kontakt zu jeder Familie.
Wie war die Ankunft und wie waren die ersten Wochen der Flüchtlinge?
Die Ankunft war eine heikle Sache und für jede Familie anders. Wir stellten für jede Familie Mietraum zur Verfügung. Wir gaben der Familie fast eine Woche Zeit, um sich einzugewöhnen und allgemeine Aktivitäten (Stadtbummel, Läden besuchen usw.) zu unternehmen, bevor wir die konkreten Aufgaben angingen, wie Schuleinweisung, Sprachunterricht, Bankkonto einrichten, bei der Krankenkasse anmelden usw. Es erfordert so einige Erfahrungen, sich mit Resettlement Assistance Programs, Krankenversicherung, Schulen, Fahrscheinen für den öffentlichen Nahverkehr usw. auszukennen. Die Gruppenmitglieder wurden nach dem dritten Sponsoring-Projekt recht versiert.
Wie beurteilen Sie den Zugang zur Unterstützung bei der Ansiedlung in Ihrer Gemeinschaft?
Am Anfang waren einige Behörden überwältigt. Die Schulen waren im Allgemeinen hervorragend, sowohl in der Primär- als auch in der Sekundarstufe. Es gab nicht genügend Programme für Sprachunterricht, vor allem keine, die zugleich Kindertagesbetreuung anboten. Im Juli 2016 gab es einige Verbesserungen, und Refugee 613 (eine lokale Organisation, die geschaffen wurde, um die Unterstützung von Flüchtlingen zu erleichtern) war sehr hilfreich. Auch Anglican Sponsorship Agreement Holder war eine sehr gute Informationsquelle. Viele Gemeindeprogramme (Schwimmen, Sommerferienlager) waren hilfreich.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Sponsoring-Erfahrung am besten?
Vor allem die tiefe emotionale Zuneigung, die sich schnell zwischen den Familien und Gruppenmitgliedern entwickelte, besonders zwischen den Mitgliedern der Kerngruppe, die beim Erstkontakt in den ersten zwei Monaten zur Stelle war. Es haben sich einige tiefe Freundschaften entwickelt, die weit nach dem Sponsoring-Verhältnis fortbestehen (zwei von vier Sponsoring-Projekten sind abgelaufen, aber die Beziehungen halten an).
Wie geht es den von Ihnen gesponserten Flüchtlingen heute?
Der Vater der ersten Gruppe fand nach sechs Monaten Teilzeitbeschäftigung und nach Ablauf des Sponsoring- Projektes eine sehr gute Vollzeitstelle. Die Familie ist glücklich und die beiden Kinder machen sich in der Schule hervorragend. Das jüngste Kind wird im Herbst eingeschult. Die zweite Familie (alleinerziehend mit fünf Kindern) ist weiterhin von der Sozialhilfe abhängig, aber der älteste Sohn hat einen Sommerjob in Vollzeit. Nach anfänglichen Reibereien in der Schule, bringen jetzt alle fünf Kinder hervorragende Leistungen. Die anderen zwei Familien sind noch mitten im Sponsoring-Programm und es geht ihnen gut. Die Erwachsenen aus beiden Familien haben ernsthafte Zahnprobleme, die nicht von der Regierung übernommen werden können, was eine echte Herausforderung ist.