3.A FLÜCHTLINGS-SPONSORING IN EINER LÄNDLICHEN GEMEINDE
Ort: Smithers, British Columbia
Art der Sponsoring-Gruppe: Fünfergruppe (Group of Five)
Anzahl der Sponsoren in der Gruppe: Fünf
Sponsoring seit: February 2016
Beschreibung der Sponsoring-Gruppe: Zwei gesponserte Familien. Familie A hat zwei Elternteile und drei Kinder. Familie B hat zwei Elternteile und vier Kinder, einschließlich eines in Kanada neugeborenen Kindes.
Anzahl der gesponserten Flüchtlinge: Krankenschwester, Lehrer, Brandschutzbeauftragter, Makler, Ergotherapeut, Büroadministrator, Berater, Biologe und Anwalt.
Interviewpartner: Pauline Mahoney

Sponsor-Interview
Haben Sie jemanden gesponsert, den Sie kennen (z. B. Freund, Familie) oder jemanden, den Sie vorher noch nicht kannten?
Familie A ist verwandt mit einer Familie, die bereits in Smithers lebt.
Wir kannten Familie B bisher nicht. Wir sponserten Familie B über das kanadische Programm Blended Visa
Office-Referred (BVOR).
Wie war es, jemanden zu sponsern, den Sie nicht kannten?
Es war eine sehr gute Erfahrung.
Gibt es besondere Erwägungen für eine Gruppe, die Flüchtlinge dabei unterstützt, in einer kleinen, ländlichen Gemeinde zu leben?
Kleine Städte können sehr einladend, offen und einfallsreich sein. Es war einfach, soziale Unterstützung zu finden und die Ankunft unserer Neuankömmlinge zu planen. Lokale Unternehmen/Einzelpersonen zeigten sich in ihrer Hilfe bei der Finanzierung und mit Spenden großzügig; beispielsweise behandelte ein örtlicher Zahnarzt Flüchtlinge kostenlos, und ein Augenoptiker bot seine Unterstützung bei Augenuntersuchungen an. Wir waren auch in der Lage, Sprachunterrichtsangebote durch formelle und ehrenamtliche Stellen zu organisieren.
Wir raten Gruppen dazu, die Dienste eines professionellen Dolmetschers in Anspruch zu nehmen und sich nicht auf Arabischsprecher innerhalb der Gemeinschaft zu verlassen. Ehrenamtliche mögen es zwar gut meinen, dolmetschen aber nicht immer richtig und lassen möglicherweise ihre eigene Voreingenommenheit einfließen. Wir hatten regelmäßige telefonische Sitzungen mit einem ausgebildeten Dolmetscher.
Wie bereiten Sie eine kleine Gemeinschaft auf die Aufnahme von Flüchtlingen vor? Wie legen Sie Spannungen oder Bedenken bei?
Im Sommer/Herbst 2015 gab es viele Medienberichte über die syrische Flüchtlingskrise, die viele in unserer Gemeinschaft erreichten. Wir veranstalteten auch eine abendliche Info-Veranstaltung zu Syrien, mit Essen, Bauchtanz, einer Dia-Show/Rede über Syrien und einer Ausstellung von syrischen Gegenständen (Kleidung, Kaffeekannen, Wasserpfeife, Tassen usw.). Wir haben Präsentationen zum Flüchtlings-Sponsoring-Prozess und zu Plänen der Gemeinschaft bezüglich der Neuansiedlung gehalten.
Wir haben Präsentationen an Schulen und in anderen Gruppen der Gemeinschaft gehalten, bei denen Einfühlungsvermögen und die Frage im Mittelpunkt standen, was sich für Neuankömmlinge anders anfühlen könnte und warum. Und schließlich gaben wir an einem Abend eine „Einführung in den Islam“ mit drei Vertretern der Moschee aus der am nächsten liegenden islamischen Gemeinschaft (etwa vier Stunden entfernt).
Poster in der Stadt enthielten meine Kontaktdaten, so dass man sich bei Fragen direkt an mich wenden konnte. Wir informieren die Leute auch per E-Mail, wenn sie unserer Mailingliste beigetreten sind.
Wie arbeiten Sie mit anderen gefährdeten Gruppen in der Gemeinschaft zusammen, die der Meinung sind, das gesponserte Flüchtlinge unverhältnismäßig hohe Leistungen beziehen?
Die Gemeindearbeit (wie oben beschrieben) war sehr hilfreich. Wir haben auch spezielle Treffen mit Führern der First Nations (Kanadas indigene Völker) abgehalten, um Probleme zu erörtern. Etwa sechs Monate, nachdem die beiden Familien in Smithers angekommen waren, gab es eine offizielle Begrüßung und ein für die Öffentlichkeit zugängliches Picknick durch die First Nations.
Was sind einige der Herausforderungen bei ländlichen Sponsoring- Projekten?
Unsere größten Herausforderungen waren:
1. Arbeitsmöglichkeiten: Bei Familie A haben beide Elternteile einen Universitätsabschluss. Arbeit in ihren Fachgebieten zu finden, ist eine Herausforderung. Familie B hat eine geringere Bildung und Lese- und Schreibkompetenz und kam ohne Englischkenntnisse, was bei der Suche nach einer geeigneten Beschäftigung besondere Herausforderungen mit sich brachte.
2. Das Fehlen einer arabischen Gemeinschaft (die nächste ist eine vierstündige Autofahrt entfernt), um beim Aufbau
der gemeinschaftlichen Unterstützungsnetzwerke für die Familien zu helfen.
Wie war die Ankunft und wie waren die ersten Wochen der Flüchtlinge?
Es gab eine Mischung aus Aufregung, Erleichterung, Vorfreude und Angst. Wir hatten den starken Wunsch, den Neuankömmlingen zu versichern, dass sie willkommen sind und dass wir uns für ihr Wohlergehen einsetzen. Und wir wollten, dass sie wissen, dass sie in Sicherheit sind. Wir begriffen auch, wie furchtbar verwirrt, verunsichert und verängstigt diese Familien sein konnten – ganz von ihrer Erschöpfung zu schweigen! Die ersten Wochen waren für Familie B schwieriger, da Familie A Familienangehörige in Smithers hatte.
Die ersten Wochen waren intensiv und arbeitsreich. Es gab so viel zu tun, aber unsere Vorbereitungsmaßnahmen erleichterten vieles, da wir wussten, an wen wir uns wenden mussten und da wir möglichst viel „Papierkram“ vorab erledigt hatten.
Wie beurteilen Sie den Zugang zur Unterstützung bei der Ansiedlung in Ihrer Gemeinschaft?
Ausgezeichnet. Wir trafen uns lange bevor die Neuankömmlinge ankamen, um sicherzustellen, dass wir wussten, was angeboten und wie darauf zugegriffen werden könnte. Die Ansiedlungsbehörde begrüßte den frühen Kontakt, damit auch sie planen und vorbereiten konnte.
Was hat Ihnen an Ihrer Sponsoring-Erfahrung am besten gefallen?
Die tiefgreifende Erfahrung, eine Familie zu begleiten, während sie darum kämpft, sich anzupassen und sich auf ein neues Leben einzustellen, das ihr aufgezwungen wurde.